Getriebe
Das Famulus Getriebe ist ein 2 Gruppenschaltgetriebe, jede Gruppe hat 5 Vorwärtsgänge und einen Rückwärtsgang. Lediglich der originale RS14/46 hatte ein Getriebe mir je 4 Vorwärtsgängen und einen Rückwärtsgang. Der Schaltvorgang erfolgt mittels mechanischer Schaltelemente und Schalträdern. Durch die dabei erreichte Getriebeabstufung ist eine schlupflose Fortbewegung bei voller Motordrehzahl mit einer Fahrgeschwindigkeit von 1,2Km/h bis 28Km/h (originaler RS14/46 24Km/h) möglich. Die Kraftübertragung vom Motor erfolgt über die Fahrkupplung, auf die Hohlwelle, von dort über Vorgelegewelle und Schaltwelle auf auf die Gruppenvorgelegewelle und dann auf die Kegelritzelwelle. Von der Kegelritzelwelle auf das Ausgleichgetriebe mit Tellerrad. Die Zahnräder der Kegelritzelwelle und des Tellerrades sind schrägverzahnt und müssen paarig verbaut werden. Vom Ausgleichgetriebe geht es über die Ausgleichwellen auf die Vorgelegeräder und somit auf die Steckachsen. Die Triebachse ist als Halbachse ausgebildet. Diese gab es in zwei Varianten. In der alten Ausführung wurden zwei kurze Steckachsen mit einem Mittelstück verbaut. Ab der RT Serie wurde auf der rechten Seite eine lange Steckachse verbaut in der das Mittelstück mit eingebaut war. Auf der linken Seite wurde weiterhin eine kurze Steckachse verbaut. Beide Steckachsenversionen können ausgetauscht werden und passen in allen Famulus Getrieben.
Links ein RS14 Getriebe mit zwei kurzen Steckachsen, rechts ein RT Getriebe mit einer langen Steckachse rechts und einer kurzen Steckachse links
Famulus Kegelritzelwelle
Famulus Tellerrad und Differenzial
Die Steckachsen können mittels einer mechanischen Differenzialsperre starr miteinander verbunden werden. Die Bedienung der Ausgleichgetriebesperre erfolgt durch den linken Fuß, wobei sich nach der Freigabe des Betätigungshebels die Sperre durch Federdruck automatisch löst. Die Sperre ist nur bei Geradeausfahrt zu benutzen, da sonst Schäden an den Hinterachsen auftreten können. Das Gesamte Getriebe hat den gleichen Ölstand. Die in den Ölvorrat tauchenden Zahnräder schleudern das Öl ständig hoch, wodurch sämtliche Räder, Lagerstellen und Schaltungsteile geschmiert werden. An der linken Rückseite des Getriebes befindet sich eine Ölstandschraube, deine einwandfreie Kontrolle des Ölstandes ermöglicht. Bei waagerecht stehendem Fahrzeug sind werden die Einfüllschraube ca. 60 Liter Getriebeöl eingefüllt, bis es aus der Kontrollöffnung zu laufen beginnt. Etwa alle 1000 Betriebsstunden muss das Öl bei noch warmer Maschine abgelassen und durch frisches ersetzt werden. Alle 2000 Betriebsstunden sollte das Getriebe einer gründlichen Kontrolle unterzogen werden, um Verschleiß rechtzeitig zu erkennen.
Famulus Getriebe von innen, rechts oben ist die Schaltwelle, rechts unten die Schaltvorgelegewelle
demontiertes Famulus Getriebe
Zapfwellen
Die Famulus Schlepper besitzt zwei Zapfwellen, eine hintere die sich untern links am Getriebe befindet und eine Rumpfzapfwelle die sich mittig unter dem Lenkgehäuse befindet. Die hintere Zapfwelle kann wahlweise motorgebunden, fahrkupplungsunabhängig oder getriebegebunden, fahrkupplungsabhängig geschaltet werden. Zum motorgebunden Antrieb muss nach Betätigung des Zapfwellenschalthebels die im Schaltgetriebe untergebrachte Lamellenkupplung eingeschaltet werden. Getriebegebunden läuft die Zapfwelle nach Betätigung des Zapfwellenschalthebels und dem Einlegen eines Getriebeganges. Bei 1500U/min Motordrehzahl läuft die Zapfwelle motorgebunden mit 568U/min und getriebegebunden mit 546U/min bei eingelegtem 3. Gang (3,3Km/h). Das gleiche gilt für die Rumpfzapfwelle, die für den Antrieb für von Geräten im Zwischenachsanbau vorgehen ist. Die vordere Zapfwelle kann wahlweise durch die Vorderachse verlängert werden und zum Antrieb für Frontanbaugeräte verwendet werden. Die Zapfwellenschaltung befindet sich an der rechten Seite des Getriebes vor dem Hydrauliksteuerschieber. Der äußere Hebel ist zum Einschalten der hinteren Zapfwelle vorgesehen, wobei die Zapfwelle motorgebunden läuft, wenn der Schalthebel nach vorn betätigt wird, während getriebegebundener Lauf durch Betätigung des Hebels nach hinter erreicht wird. Das gleiche gilt auch hier für die Rumpfzapfwelle, die durch Betätigung des inneren (linken) Schalthebels gesteuert wird. Die übertragene Leistung motorgebunden liegt je nach Famulus Typ und Motorausführung zwischen 15 und 30 PS.
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Famulus Zapfwellen im Bild
Fahrkupplung
Schema Famulus Kupplung
Lenkung RS14/30, RS14/36 und RS14/46
Der Traktor RS14 ist mit einer Doppelhebellenkung ausgestattet, das bedeutet der Radeinschlag jedes Vorderrades wird durch eine eigene Lenkschubstange bewirkt. Der Lenkvorgang wird durch Drehen des Lenkrades eingeleitet. Das Lenkritzel am Ende der Lenkstange setzt zwei Kegelradsegmente in gegenläufige Drehbewegung. Diese Segmente sind mit den Lenkstockhebeln verbunden. Über Lenkschubstangen und Lenkhebel an der Vorderachse werden so die Achsschenkelbolzen in Drehbewegung versetzt. Durch kleine Nasen an den Lenkstockhebeln die bei Lenkeinschlag auf die jeweilige Fahrbremse des kurveninneren Rades wirken ist eine automatische Lenkbremse möglich.
links RS 14 Lenkung, rechts die RS 14 Lenkschubstange
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RS14 Lenkung im Schnitt
links RS14 Kupplungsgehäuse mit Hohlwelle und Hohlwellentrichter
Lenkung RT315, RT325
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RT Lenkung aufgenommen von beiden Seiten, man sehr schön das Öl gefüllte Gehäuse oberhalb erkennen
Famulus RT Lenkspindel
Famulus RT Lenkmutter mit Führungskopf und den beiden Lenkstangen, welche die Lenkarme in Drehbewegung versetzen
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RT Kupplungsgehäuse mit Hohlwelle, man kann sehr schön erkennen dass hier kein Hohlwellentrichter verbaut ist wie beim RS14
Bremse
Der Famulus ist mit zwei voneinander unabhängigen Bremssystemen ausgestattet, der Betriebsbremse und der Feststellbremse. Die Betriebsbremse ist als Innenbackenbremse ausgeführt. Sie wirkt durch Betätigung des Bremspedals auf der rechten Seite auf die auf den Ausgleichwellen montierten Bremstrommeln. Die Feststellbremse ist eine Bandbremse, die durch einen feststellbaren Hebel betätigt werden kann. Diese Bandbremse wirkt ebenfalls auf die Bremstrommeln der beiden Ausgleichwellen. Die Ein- und Nachstellung der beiden Bremssysteme geschieht mit Hilfe von Doppelmuttern an den jeweiligen Bremsgestängen.
Famulus Bremstrommel mit Bremsband außen
Die Einzelradbremse der RS14 Typen wir durch den Lenkeinschlag automatisch aktiviert und wirkt auf das kurveninnere Rad. Dies wird erreicht durch Nocken auf den Lenkhebeln, die auf die Bremsgestänge wirken und somit kleinste Wenderadien ermöglichen. An dieser Stelle muss auf die behutsame Benutzung der Einzelradbremse hingewiesen werden. Es sind schon einige Famulus Traktoren bei zu hohen Geschwindigkeiten durch diese Einzelradbremse umgekippt.
Famulus RS14 Lenkbremse - der Bremsnocken am Lenkhebel betätigt bei Lenkeinschlag die kurveninnere Fahrbremse
Famulus RT geteilte Bremspedale
Vorderachse
Die Vorderachse des Famulus Schleppers ist als einzelradgefederte verstellbare Pendelachse ausgebildet. Sie ist im Vorderachsbock auf einem Hohlbolzen in gefetteten Buchsen gelagert, um den die Achse im Gelände pendeln kann. Plötzliche Stöße werden von der Einzelradfederung aufgefangen und so vom Fahrzeug ferngehalten. Die Pendelfreiheit ist durch Anschläge am Vorderbock begrenzt. Die Vorderachse ist in der Breite verstellbar, wobei jede Seite zweimal um 100mm verstellt werden kann.
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Famulus Vorderwagen mit demontiertem Herzbolzen (defekt)
Auch bei den Vorderachsen gibt es zwei RS14 Ausführungen der Achse selber und dann noch den Unterschied zu den RT Achsen. Die ältere Ausführung oben im Bild zu sehen, ist eine Achse vom RS14 Favorit, sie wurde vom IFA Pionier Typ Harz übernommen und ist eine Art Kastenachse mit langen Lenkhebeln links und rechts auf den Achsschenkelbolzen und in der Breite nicht verstellbar. Sie soll recht oft durch das häufige Aufbäumen des Famulus durchgebrochen sein und daher später durch ihren Nachfolger ersetzt worden sein. Darunter ist eine verstellbare RS14 Achse zu sehen mit ebenfalls langen Lenkhebeln links und rechts auf den Achsschenkelbozen. Darunter sehen wir dann eine RT Vorderachse im Bild, sehr schön erkennt man die kürzeren Lenkhebel auf den Achsschenkeln. Verantwortlich für diese Unterscheidung ist die innere Übersetzung der Lenkspindel und der Lenkmutter in der RT Lenkung.
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Favorit Vorderachse wie sie vom RS01/40 II IFA Pionier Typ Harz übernommen wurde
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Famulus RS14 Vorderachse mit langen Lenkhebeln rechts und links auf den Achsschenkelbolzen
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Famulus RT Vorderachse mit kurzen Lenkhebeln rechts und links auf den Achsschenkelbolzen
Räder
Die Vorderräder sind gepresste Stahlscheibenräder und zwecks leichtem Ein- und Ausbauen der Reifen mit Flachbettfelgen versehen. Vor dem Einlegen des Schlauches ist die Felge mit Talkumpulver einzureiben. Nachdem der Schlauch in die Felge eingelegt ist, wird der ungeteilte Felgenring (Felgenhorn) aufgelegt und mit einem Montierhebel nach unten gedrückt bis der geteilte Sprengring in die Felgen nute eingelegt werden kann. Um Verletzungen zu vermeiden ist vor dem Luftpumpen der richtige Sitz des Sprengringes zu prüfen. An den Hinterradreifen wird der Mantel mit Talkumpulver eingepudert und der ebenfalls eingepuderte Schlauch eingelegt. Die obere Wulst wird gegenüber dem Ventil beginnend über den Felgenrand gehoben und eingedrückt. Beim Ausbau wird nach dem Luftablassen umgekehrt verfahren. Die Wulst wird zuerst am Ventil beginnend über den Felgenrand gehoben. Der Luftdruck an den Vorderrädern sollte 2,0 Bar betragen, an den Hinterrädern auf dem Acker 0,8 bis 1,0 Bar und auf der Straße 1,5 Bar. Beim Betrieb mit Gitterrädern sollte der Luftdruck 0,8 bis 1,0 Bar betragen.
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links RS14 Vorderradfelge (bekannt auch vom RS04/30), rechts eine RT Vorderradfelge
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links eine Hinterradfelge vom Favorit und dem ersten RS14/30, mittig ein schmales Famulus Pflegerad, rechts das bekannte Famulus Hinterrad
Druckluftbremsanlage
Die Druckluftbremsanlage ist eine Werkbestückung der RT Traktoren ab 1964. So wie mir bekannt ist gab es aber für die RS14 Baureihe einen entsprechenden Nachrüstsatz. Die Druckluftbremsanlage des Famulus ist nur für den Anhängerbetrieb vorgesehen. Da die Ladegewichte der Anhänger immer größer werden, reichen die mechanischen Bremsen des Zugfahrzeuges nicht mehr aus. Traktorumstürze durch die beladenen und somit schiebenden Anhänger sind oft der Grund für schwere Unfälle gewesen. Neben der Bremseinrichtung für Anhänger ist es mit dieser Anlage möglich die Fahrzeugreifen mit Luft zu versorgen. Die Erzeugung der benötigten Druckluft erfolgt durch einen von der Motorkurbelwelle angetriebenen Kompressor. Die vom Kompressor erzeugte Druckluft strömt durch einen Reifenfüller über ein Druckventil in den Druckluftvorratskessel. Ist ein Druck von ca. 8 Bar in der Anlage erreicht öffnet das Druckventil und lässt du vom Kompressor erzeugte Luft ins Freie entweichen. Zur Beobachtung des Druckes in der Druckluftbremsanlage wurde ein Doppelluftdruckmesser auf dem Armaturenbrett installiert. Der Bremsvorgang wird durch ein Anhängerbremsventil und durch ein am Anhänger befindliches Steuerventil ausgelöst und geregelt. In „Lösestellung“ steht die Anhängerbremsleitung unter Druck. Beim Bremsen lässt das Anhängerbremsventil Druckluft aus der Anhängerbremsleitung entweichen. Dieser Luftauslass der Anhängerbremsleitung bewirkt, daß das Anhängersteuerventil die Druckluft aus dem Luftkessel vom Anhänger in die Bremszylinder strömen lässt. In der „Bremsstellung“ werden die Kolbenstangen aus den Bremszylindern ausgestoßen und übertragen dabei den Kolbendruck über das Bremsgestänge auf die Bremswelle und somit auf die Bremsen des Anhängers. Die Regelung der notwendigen Bremskraft für einen vollbeladenen, halbbeladenen oder leeren Anhänger erfolgt durch den Bremskraftregler, welche am Anhängersteuerventil angeflanscht ist. Der Bremskraftregler wird von Hand auf die Werte „leer“, „halbbeladen“ oder „vollbeladen“ eingestellt. Bei ungewollter Trennung des Traktors vom Anhänger löst sich die Schlauchleitung und die Anhängerbremsleitung wird entlüftet, die Druckluftbremse des Anhängers wird dadurch selbstständig betätigt. Gleichzeitig schließt sich im Kupplungskopf des Traktors ein Rückschlagventil und verhindert das Ausströmen der Druckluft aus dem Luftkessel des Schleppers.
Schema Famulus Druckluftbremsanlage
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links der Kompressor am luftgekühlten, rechts am wassergekühlten Famulus Motor
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links das Bremsventil der Zugmaschine, rechts der Luftkessel mit Druckregler und Frostschutzpumpe
Ich hoffe ihr konntet euch einen Einkblick in die auf dieser Seite behandelte Famulus Technik verschaffen. Fragen, Kommentare und Änderungsvorschläge sind wie immer herzlich willkommen.